Montag, 7. Dezember 2009

BIKE Transalp Challenge ohne Ogilvy U3 Hohemark

Gestern war es wieder soweit – die ersten Startplätze für die Bike Transalp Challenge wurden verlost. Nicht dabei zum ersten Mal nach 2008 und 2009: das Ogilvy U3Hohemark Team. Jens wollte nicht und ich fand leider trotz langer Suche keinen neuen Partner. Schade – ohne einen fixen Saisonhöhepunkt zu haben, fällt mir das Wintertraining schlagartig deutlich schwerer.
Gemeldet habe ich zwar zur Trans-Germany aber irgendwie ist das kein richtiger Ersatz für die Transalp und so trage ich mich im Moment mit dem Gedanken, im Jahr 2010 überhaupt keine Rennen mehr zu fahren – schließlich gibt es auch noch genug Bikereviere, die entdeckt werden wollen und mein kurzer Abstecher in die Westalpen hat auch Lust auf mehr gemacht – auf einen echten Westalpencross von Genf nach San Remo zum Beispiel...

Dienstag, 10. November 2009

Im Test: Tacx Satori: Gelbes Monster.

Angeschafft habe ich mir das Teil vor 2 Jahren, um mein Wintertraining besser gestalten zu können. Grund der Entscheidung für die Satori: Der Preis hielt sich im Rahmen und der Geräuschpegel sollte erträglich sein. Das behaupteten jedenfalls die diversen Bike- und Rennradmagazine in ihren alljährlichen Rollertrainer-Tests.
Also gekauft. Der Karton kam und ich begann sofort mit dem Aufbau. Erster Ärger beim Betrachten der Bedienungsanleitung. Merkwürdige Zeichnungen, die mit dem tatsächlichen Packungsinhalt nur schwer in Einklang zu bringen sind. Dazu falsche Bezeichnungen und besonders fatal: die Reifengrößen, die darüber entscheiden, ob man den mitgelieferten Adapter einsetzen muss oder nicht stimmten nicht. Bei mir führte das dazu, dass ich das Teil erst auf-, dann ab- und dann ein zweites Mal aufbauen musste, weil im Erstversuch dank der fehlerhaften Anleitung der Reifen die Walze nicht erreichte. Wäre ja nicht schlimm – doch leider sind auch die Schrauben eher minderer Qualität. Schon nach dem ersten Aufschrauben waren die Kreuzschlitze fast als solche nicht mehr zu erkennen. Der erneute Zusammenbau gab (trotz wirklich gutem Werkzeug) ihnen dann den Rest. Ob ich die jemals wieder lösen kann, ohne sie aufzubohren steht in den Sternen. Immerhin: jetzt passte alles, der Reifen lies sich problemlos an die Rolle drücken und auch der Hebel zum Verstellen des Widerstands funktionierte.
Also nix wie rein in die Trainingsklamotten und ab aufs Bike. Die ersten Pedalumdrehungen, ein entsetzliches Quietschen. Katzenschwanz in Tür. Absteigen, an der Schraube, die den Abstand der Walze zum Reifen kontrolliert rumfummeln, aufsteigen. Quietschen. Absteigen, fummeln, aufsteigen. Quietschen. nach ewiger Fummelei dann ein halbwegs erträglicher Geräuschpegel. Und schnell die Feststellung: je schneller man tritt, desto leiser. Gut fürs Training. Schlecht für die Nerven der Mitbewohnerin, wenn man in niedrigen Frequenzen fährt, um an seiner Kraft zu feilen.

Fazit: Trainieren lässt sich mit dem Satori erstklassig. Man kann hohe Wattzahlen bei geringen Umdrehungen genauso treten, wie hohe Frequenzen bei geringem Widerstand. Der Reifen rutscht nicht durch. Die Widerstände lassen sich vom Lenker aus in 10 Stufen bequem einstellen, zusätzlich kann man natürlich auch am Bike selbst noch schalten. Auch gut: er ist zusammenklappbar und lässt sich so problemlos verstauen oder mitnehmen – die im Preis inbegriffene Vorderradstütze dient dann gleichzeitig als Tragegriff. Leise aber ist das Teil nicht. Es ist erträglich – wenn man einen Rollenreifen benutzt (bei mir von Conti) und penibel genau den Reifendruck mit dem Druck der Walze auf den Reifen in Einklang bringt.


Montag, 9. November 2009

Der große Marathontest Teil I

Wo lohnt sich der Start und wo kann man ihn sich sparen? Um die Beantwortung dieser Frage etwas leichter zu machen, hier unser Überblick über die Veranstaltungen, an denen wir bisher teilgenommen haben. Da wir wissen, dass viele auch nur „Just for Fun“ an Rennen teilnehmen, spielt bei der Beurteilung auch das Drumherum eine größere Rolle. Die Bewertung reicht von 5 Punkten (muss man dabei gewesen sein) bis zu 0 Punkten (Bloß nicht!) und ist natürlich nur eine Momentaufnahme der momentanen Situation.


Dolomiti Superbike:



Eine tolle Veranstaltung mit besonderem Flair. Die Strecke ist wunderschön aber nicht unbedingt etwas für Trailfreaks. Dafür entschädigt aber die Landschaft total. Die Organisation ist wie die Verpflegung perfekt, das Startgeld ist gut investiert.

Strecke: 5 Punkte Organisation 5 Punkte


Spessart Bike Marathon Frammersbach:



Legendäre Veranstaltung mit Tour de France-Feeling: Am härtesten Anstieg Grabig fühlt man sich tatsächlich wie beim Anstieg nach Alpe d’Huez. In Dreierreihen peitschen einen die Zuschauer nach oben, Gänsehautfeeling pur. Aber leider nur eine Runde lang, in der zweiten verdrücken sich die Zuschauer ins Festzelt und man fährt weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Organisation ist Top – nur bei der Zeitnahme hapert es ein wenig. Das ist aber bei allen Veranstaltungen so, die von BR-Timing gewertet werden. Top sind auch die Verpflegung und die Motivation der Helfer. Verhungern oder Verdursten ist in Frammersbach unmöglich. Die Strecke ist schnell und technisch trotz einiger Trails einfach. Tipp: nur die Mittelstrecke fahren, dann erspart man sich die langweilige zweite Runde

Strecke: 3 Punkte Organisation 5 Punkte


Rhenser Bike Marathon:



Eine echt schöne Strecke trifft auf eine bescheidene Organisation. Schade, denn der Marathon hat definitiv das Potential, eine echte Top-Veranstaltung zu sein. Die Strecke mit vielen Trails und tollen für einen Mittelgebirgsmarathon eher unüblichen Ausblicken über den Rhein ist jede Anreise wert aber zu einem guten Rennen gehört eben mehr. Der Start in Rhens ist chaotisch, die Streckenteilungen sind unübersichtlich und so unglücklich gewählt, dass schnellere Langstreckler ständig wieder auf langsamere Einsteiger treffen. Für beide Seiten oft gefährlich und nervig. Dazu gibt eine mäßige Streckenverpflegung (Wasser mit Kohlensäure) und einen undurchsichtigen Zieleinlauf.

Strecke 5 Punkte Organisation 1 Punkt



Taunustrails Eppstein:



Der Name ist Programm: Trails bis zum Abwinken bieten die Taunustrails. In diesem Jahr zum ersten Mal als Rundenrennen (ob es so bleibt, gilt es abzuwarten) war es dank dieser Strecke selbst nach 6 Runden nicht langweilig. Prima. Die Organisation hinkt ein wenig hinterher, aber wirklich zu meckern gibt es nichts. Allenfalls eine kostenlose Zielverpflegung sollte angesichts des Startgelds eigentlich noch drin sein. Das dem nicht so ist, ist bedauerlich – aber zu verschmerzen. Gut auch: das Chaos am Start scheint seit diesem Jahr endlich im Griff

Strecke 5 Punkte Organisation 4 Punkte



Red Pulse Bike Marathon Aulhausen:



Schöne Strecke und eine Zieleinfahrt, die steiler kaum sein kann. Das war es aber auch an Schwierigkeiten. Die Trails, die es gibt, sind eher kurz und einfach zu fahren. Dennoch hat die Strecke seinen Reiz – nette Blicke auf den Rhein inklusive. Die Organisation und das Drumherum sind prima – Aulhausen wirkt trotz vieler Teilnehmer familiär und gemütlich. Die Blockeinteilung am Start ist vorbildlich. Kleine Mängel: die Zielverpflegung kostet extra – das ist aber angesichts des günstigen Startgeldes auch OK so – und auf der Strecke gibt es keinen Flaschenservice. Ambitionierte Racer sollten also selbst dafür sorgen, denn ansonsten heißt es anhalten, Flasche aufschrauben, auffüllen, zuschrauben und erst dann wieder weiterfahren.

Strecke 3 Punkte Organisation 4 Punkte



ironBike Ischgl:



Der Name Ironbike passt, das Höhenprofil ist extrem: 3800 Höhenmeter auf knapp 80 Kilometern sprechen für sich. Bis auf die Anstiege und zwei Spitzkehren auf dem Greitspitztrail ist die Strecke aber einfach. Geboten wird außerdem ein grandioses Panorama, rasend schnelle Abfahrten und eine vorbildliche Streckenplanung, die es ermöglicht sich noch im Rennen spontan zu entscheiden welche Runde man denn in Angriff nimmt. Die Verpflegung auf der Strecke ist prima, die Organisation hat aber kleine Mängel und das Drumherum wie die Bikeexpo wirkt im Vergleich zum Anspruch des Rennens eher amateurhaft. Auch das Zuschauerinteresse könnte größer sein.

Strecke 5 Punkte Organisation 3 Punkte



Garmisch Bike Marathon:



Flop – trotz der durchaus anspruchsvollen Strecke: Technisch einfach geht es dafür in den Anstiegen umso knackiger zur Sache. Dazu gibt es Alpenfeeling pur. Schön. Nicht schön ist das Drumherum: keine Zuschauer, Chaos beim Einschreiben (Namen vertauscht, Einzahlungsbelege verschusselt) und dazu fehlende Absperrungen bei der Ortsdurchfahrt Garmisch. Wer den Verkehr da kennt weiß, dass das lebensgefährlich ist. Dass die Zeitmessung auch hier nur bedingt die Realität im Ziel widerspiegelt, muss eigentlich nicht erwähnt werden – schließlich nimmt auch hier BR-Timing die Zeit.

Strecke 4 Punkte, Organisation 2 Punkte



MTB Festival Tegernsee:



Professionell gemanagte Veranstaltung mit einer der härtesten Strecken. Gleich 5! megaharte Anstiege und zwei ziemlich holprige lange Trails bergab sorgen dafür, dass man wirklich nie zur Ruhe kommt. Aber Spaß macht es. Die Helfer sind supernett, die Organisation top. Nur Rauchen im Festzelt bei der Startnummernausgabe und der Nudelparty geht gar nicht. Deshalb auch Punktabzug bei der Organisation.

Strecke 5 Punkte Organisation 4 Punkte



Schinderhannes Bike Marathon Emmelshausen:



Schöne Veranstaltung mit einer konditionell anspruchsvollen Strecke und guter Organisation. Meist auf Forst- und Wiesenwegen geht es in ständigen Auf und Ab durch den Hunsrück, und wenn es mal flacher wird bläst einem der immer starke Wind ins Gesicht. Dazu gibt es einige Trails von denen zumindest einer nicht so ganz leicht (weil teilweise ausgesetzt) zu fahren ist und eine Bachdurchfahrt, die es in sich hat.

Strecke 3 Punkte Organisation 4 Punkte



Alb Gold Trophy Münsingen:



Langweilige Strecke, unterdurchschnittliche Organisation für ein Rennen dieser Größerordnung. Es gibt weder Trails noch Berge – mit Mountainbiking hat die Strecke nichts zu tun. Die Helfer sind nett, können aber die Mängel nicht aufwiegen. Am gravierendsten: die schlechte Ausschilderung der Strecke, die zu vielen Verfahrern führte und die ungeeignete Streckenverpflegung: Wasser mit Kohlensäure und ein übel schmeckender Energydrink des Rennsponsors statt der sonst üblichen Iso-Drinks.

Strecke 1 Punkt, Organisation 2 Punkte

Donnerstag, 5. November 2009

Sag zum Abschied leise Servus.

Schade. Und irgendwie kaum zu glauben: nach mehr als 10 Jahren stellt die österreichische "MOUNTAINBIKE Revue" ihr Erscheinen ein.



Nicht tragisch? Für mich irgendwie schon, denn ich habe sie gemocht. Denn hier konnte man lesen wie sich Bikes fahren und nicht, wie sie sich auf dem Prüfstand bewähren, das Popometer war wichtiger als der Steifigkeits zu Gewicht-Faktor (gruselig, schon bei der Begrifflichkeit vergeht einem die Lust aufs Biken) und gelernt habe ich auch viel. Zum Beispiel das Finnen nicht nur Downhillen können, sondern auch noch - Überraschung – ein vernünftiges Deutsch zustande bringen, das sie dann auch noch in lustige, lesenswerte Kolumnen packen. Die gibt es zum Glück auch im Netz: http://imwald.twoday.net/, alles andere aber nicht.

Freitag, 23. Oktober 2009

Digital durch den Winter.

Nachdem wir im letzten Herbst an dieser Stelle ein paar Bücher vorgestellt haben, wollen wir diesesmal schauen, was uns das Web bietet um den Herbst/Winter auf der Rolle etwas erträglicher zu gestalten. Dabei haben wir uns in erster Linie auf’s Entertainment konzentriert, also alles was einem die Zeit auf der Rolle verkürzen könnte ohne die DVD einzulegen.
Möglich, oder sicher sogar wahrscheinlich, dass das ein oder andere längst bekannt ist. Trotzdem hiermal unsere Faves.


Radsportler im Gespräch
Dies ist ein Podcast von Sebastian Hautli, der nicht nur diese Interviews führt, sondern auch Radrennen moderiert. Die Interviews mit Radfahrern/Trainiern aus dem südlichen Raum der Republik sind von unterschiedlicher Dauer und erscheinen mehr oder weniger monatlich. Die Interviews bekommt man aber auch ganz herkömmlich als MP3 Download über seine Homepage http://www.sebastianhautli.de

BIKE TV Video Podcast
Dieser Podcast ist sicher den meisten bekannt und hat es mittlerweile schon auf über 100 Episoden gebracht. Leider immer recht kurz gehalten (der Durchschnitt dürfte so bei 15 Minuten liegen) wird man hier in knapper Form über aktuelle Bikes, Technik und alles informiert, was auch in den bekannten Zeitschriften so abgehandelt wird. Die einzelnen Episode gibt’s über i-Tunes oder eben direkt unter: http://www.bike-tv.cc/

Cycling.TV
Tja, was soll ich sagen. Meine Hassliebe. Lieben tu’ ich diese Seite, weil sie die ganzen Klassiker, insbesondere die im Frühjahr im Programm hat, die Eurosport (Gott sei dank) nicht überträgt. Das kostet leider Geld. Und funktioniert leider manchmal nur, wenn man hartnäckig genug ist. Das ist der Grund warum ich die Seite auch ein wenig Hasse. Außerdem sollte man sich vorher genau informieren welches Paket man braucht, bevor man denen unnötig Geld in den Rachen schmeißt. Dann aber ist CTV wirklich eine Bereicherung. Zumal die Moderatoren 1A sind. Oftmals auch mit den Legenden Sherwen/Liggett. Was ebenfalls, speziell in der rennfreien Zeit, von Vorteil ist, ist das man sich alte Rennen anschauen kann. Ein paar Sendungen gibt’s im übrigen auch immer für lau. Z.B. das Cape Epic wurde dieses Jahr wieder in einer Zusammenfassung „for free“ übertragen. http://cycling.tv/

Freecaster TV
Alte Beiträge werden hier leider nur kurz angeteast. Oder einfach mit Werbetrailern für aktuelle DVD Angebote überspielt. Interessant sind aber die Live Übertragungen von MTB Events. Die sind nämlich kostenlos. http://freecaster.tv

Triathlon Szene TV
Gut, hier geht’s nicht direkt nur ums Radfahren – aber eben auch. Und über den Tellerrand zu schauen, ist ja auch nicht verboten. Zumal sich die Crew um Arne Dyck sehr viel Mühe gibt und wirklich interessante Beiträge verfasst. Die Sendung gibt’s btw auch jeden Freitag live ab 19 Uhr auf http://triathlon-szene.de/ Ältere Beiträge kann man entweder kaufen, oder teilweise auch als Podcast auf i-tunes downloaden. http://tv.triathlon-szene.de/

Cyclingtorrents.nl
Auf dieser Tauschbörse werden alle möglichen TV Beiträge feil geboten. Das können TDF Etappen sein oder alles was sonst so mit dem Thema Fahrrad zu tun hat. Hierzu braucht man allerdings noch ein P2P Software (Azureus zum Beispiel). http://www.cyclingtorrents.nl

Viel Spaß.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Berge & Meer. Mit dem Bike im Piemont und in Ligurien.

Zwei Wochen Urlaub, das Bike muss mit und ans Meer wollen wir auch. Gar nicht so leicht, eine ideale Kombi zu finden. Nach langen Hin und Her entschieden wir uns dazu, den Urlaub zu teilen. Eine Woche Westalpen im Valle di Susa und eine Woche Ligurien. Gelandet sind wir in Oulx und in Imperia – beides ideale Ausgangspunkte für tolle und abwechslungsreiche Biketouren mit ganz unterschiedlichem Profil. Hochalpin die Touren rund um Oulx und Bardonecchia im Susa-Tal, mediterran die im Hinterland von Imperia. So verschieden wie die Tourenprofile war auch das Wetter: herbstlich, winterlich war’s in den Westalpen, sommerlich warm, teilweise sogar richtig heiß war es am Meer. Was beide Tourengebiete verbindet: man findet in Deutschland relativ wenig detaillierte Informationen über Touren – von den Klassikern mal abgesehen. So ist man auf das Kartenmaterial angewiesen und auf italienische Tourenführer. Da aber Karten und Tourenbeschreibungen meist nicht ganz aktuell und schon gar nicht immer mit der Wirklichkeit kompatibel sind steht man an manchen Stellen buchstäblich im Wald. Spürsinn und ein wenig Abenteuerlust sind also gefragt. Die schönsten Touren:

Assietta-Kammstraße:
Eine der Klassiker-Touren in den Westalpen. Es gibt unzählige Varianten, wir entschieden uns für die der Zeitschrift „Bike“ mit dem Start in Meana di Susa. Von dort ging es in unzähligen Kehren



zunächst noch auf Teer, dann auf Schotter 1600 Höhenmeter nonstop rauf zum Colle di Finestre. Puh. Doch es wird noch härter, denn auf der Assietta-Kammstraße geht es noch mal deutlich weiter rauf. Aber was soll’s – der Weg ist jede Mühe wert. Scheinbar endlos zieht er sich am Hang entlang, spektakulär sind die Ausblicke runter ins Tal. Und obwohl der Weg nach und nach verfällt ist noch alles fahrbar. Super.






Colle Sommelier:

Mit dem Bike über 3000 Meter über NN. Geht am Colle Sommelier. Vom Start in Bardonecchia geht es nonstop rauf bis auf 3023 Meter. Das Problem: bei Taltemperaturen von knapp 8°C kann man fast davon ausgehen, dass es oben schneit wenn es unten regnet. So war es auch – und so waren wir skeptisch, ob wir es durch den Neuschnee der letzten beiden Tage schaffen würden bis ganz oben.



Um es vorweg zunehmen: wir schafften es. Den Endurofahrern sei Dank. Denn die hatten in die gut 30 cm Neuschnee auf den letzten 500 Höhenmetern eine schmale, auch für Mountainbikes fahrbare Spur gefräst. Aber die Tour lohnt sowieso. Denn anders als von Achim Zahn im Buch „Mountainbike Trails“ beschrieben, ist es auch landschaftlich ein absolutes Erlebnis: offene Almwiesen gesäumt von schroffen Bergen, Wasserfälle donnern ins Tal und überall pfeifen Murmeltiere. Dazwischen schlängelt sich die meist gut fahrbare Schotterpiste nie zu steil nach oben. Der Rückweg ist im Prinzip der gleiche wie der Hinweg aber natürlich nehmen wir nicht die Piste, sondern den parallel verlaufenden Wanderweg. Der lässt sich im oberen Teil easy und mit viel Flow fahren, wird aber nach dem Stausee kurz technisch: steil geht es auf einem engen und holprigen Mulatierri in Kehren nach unten. Nicht ganz einfach und teilweise ausgesetzt, also ist Vorsicht geboten. Raus kommt man in Rochemolles von wo man auf dem Anfahrtsweg zurück nach Bardonecchia rollt.






La Via Lattea:
Eine Tour aus dem Bike Guide „MOUNTAIN BIKE - 47 ITINERARI NELLE VALLI OLIMPICHE“ des italienischen Verlags Blu Edizioni. Eigentlich ein prima Führer – allerdings mit einem klitzekleinen Nachteil: er erscheint nur in der Landessprache. Aber egal – mit einer guten Karte kann man die Touren auch ohne Italienischkenntnisse ganz gut nachvollziehen. Starten kann man direkt in Oulx aber wer sich 500 Teerhöhenmeter sparen will, steigt so wir erst in Sauze d’Oulx in die Tour ein. Von da aus kurbelt man durch das Skigebiet von Sauze d’Oulx hoch zum Colle Basset. Skigebiet? Ja – aber trotzdem ist es eine schöne Tour. Denn die Skilifte fallen kaum auf, die Ausblicke von oben ins Val die Susa und auf die andere Seite ins Tal von Sestriere sind gigantisch, es gibt kleine Seen, Murmeltiere und außerdem: ist man endlich am Colle Basset angekommen, wartet ein echtes Trailfeuerwerk – zumindest, wenn man im Abfahrtsrausch die Abzweige nicht verpasst.



Ein schneller, flowiger Wiesentrail führt runter nach Sestriere – nicht hinschauen: das ist echt hässlich – und weiter zum Boeuf de Soleil oberhalb von Sansicario. Ab hier wird es knifflig. Der im Führer beschriebene Weg war auf der Karte nicht zu finden und die Markierungen sind nur noch teilweise vorhanden. Aber egal – der Trail war super und wir rauschten immer tiefer in den Wald. Irgendwann ein Blick auf den Höhenmesser und Mist, wir sind zu weit unten. Irgendwo haben wir einen Abzweig verpasst. Pech. Erst Recht, weil der Trail bergauf nicht fahrbar ist. Also hochschieben. oder einfach weiterfahren und schauen wo man rauskommt. Wir entschieden uns fürs Fahren und wurden belohnt mit weiteren tollen Trailkilometern. Aber die Strafe folgte auf dem Fuß: der Wald öffnete sich und wir standen urplötzlich auf der Straße nach Oulx. Nicht schlimm für alle, die in Oulx starten oder mit dem Bus rauf fahren nach Sauze d’Oulx. Wir aber waren mit dem Auto oben und so folgte das was wir uns am Morgen noch ersparen wollten: 500 Extra-Höhenmeter. Toll.




Monte Faudo:
Schon bei der Ankunft in Imperia sticht er ins Auge: der über 1100 Meter hohe Monte Faudo. Ein kahler Gipfel auf dem unzählige Sendemasten prangen. Eigentlich nicht schön also, aber dennoch entpuppte sich die Tour dahin zur schönsten der ganzen Imperia-Woche. Geplant hatten wir die Tour anhand der Karte – die sogar einen Mountainbikeweg zum Gipfel zeigt. Prima. Also nix wie rauf.



Erst auf Teer, Dann auf Schotter. Der breite Weg ist trotz einiger Erosionsschäden zunächst gut zu fahren doch dann wird die Spur immer ausgewaschener und steiler. Nur für starke Biker gerade noch fahrbar. Für andere heißt es jetzt: absteigen und schieben. Aber es lohnt sich: denn der Weg wird nach knapp 100 Höhenmetern wieder flacher und entpuppt sich als wunderschöner Trail. Nur ein paar steile, verblockte Gegenanstiege vermiesen den Spaß bevor man auf einer Schotterpiste ausgespuckt wird. Die führt teilweise sacksteil über den Passo die Vena zum Monte Faudo. Oben angekommen genießt man den Rundblick: auf der einen Seite das Meer, San Remo, Ventimiglia und Imperia, auf der anderen die Ausläufer der Westalpen. Was folgt ist Spaß pur: ein toller Karrenweg führt rumpelig (Achtung: die frei laufende Hunde die Schaf- und Ziegenherden bewachen verstehen kein Deutsch und haben spitze Zähne) und teilweise steil nach unten bevor wir auf einer kleinen Teerstraße landen, die uns über Pietrabruna zurück ans Meer führt.





Fazit: Das Val die Susa und auch die Gegend um Imperia sind perfekt zum Biken geeignet. In beiden Gebieten tut sich scheinbar gerade einiges – es werden immer mehr Trails ausgeschildert und wieder Instand gesetzt. Dennoch gibt es recht wenig deutschsprachige Literatur und auch GPS-Tracks sind schwer zu finden. Ich bin auf italienischen Bikeseiten fündig geworden. Unabdingbar sind gute Karten, denn die Bücher die es gibt beschreiben die Touren eher rudimentär. Auch für die Touren, die Achim Zahn im Buch „MOUNTAINBIKE TRAILS“ beschreibt sind Karten unverzichtbar. Empfehlen kann ich die IGC Wanderkarten (zu beziehen z.B. bei mapfox.de). Literatur: bei blu Edizioni (bluedizioni.it) gibt es einiges – allerdings nur in Italienisch. Ein Muss für die Westalpen: Mountainbike Trails von Achim Zahn. Vorsicht: Zahn schiebt gerne – entsprechend sind viele der Tourenvorschläge.

Montag, 5. Oktober 2009

Schnelles Saisonende in der Schwäbischen Alb.

Dass die Saison sich dem Ende zuneigt, merkt man daran, dass die Tage kürzer werden und die Außentemperaturen mitsamt der eigenen Form so langsam in den Keller gehen. Ein letztes großes Aufbäumen dagegen gibt’s tradionell jedes Jahr in der Schwäbischen Alb: Die Albgold Trophy. Für uns das vermeintlich geeignete Rennen, einen passenden Saisonabschluß zu finden. Einzig die 3 Stunden lange Anreise am frühen Sonntagmorgen trübte das Gesamtbild. Aber ansonsten: großartige Wetterprognose, scheinbar schöne Strecke und ein sehr gut besetztes Fahrerfeld. So standen wir dann pünktlich um kurz vor 9 im Startblock, wo sich neben uns etwas mehr als 200 Fahrer aufmachten die 108 KM und 1500 HM unter die Reifen zu nehmen. Der erste Klopfer schon vor dem Start: „Highway to Hell“ in Transalpmanier. Da fragt man sich, ob sämtliche Veranstalter echt keine andere Platte außer dieser einen von AC/DC im Schrank haben.


Nach kurzem neutralisiertem Start gings dann los. Und zwar wie die Feuerwehr. Nach den ersten kurzen Hügeln war das Feld dann auch schnell zerissen. Jörg war mir ein wenig enteilt und ich hatte es leider verpasst, auf einen guten Zug aufzuspringen. Denn der Wind blies von alles Seiten und man hatte ständig den Eindruck im Windkanal zu stehen. Da hatte eine gute Gruppe natürlich Vorteile gegenüber Einzelnen. Trotzdem konnte ich mich halbwegs im vorderen Mittelfeld halten und wunderte mich plötzlich als Jörg vor mir auftauchte. Magenkrämpfe machten ihm zu schaffen und so stieg er nach 2 Stunden aus dem Rennen aus. Schade. Einen Saisonabschluss stellt man sich doch irgendwie anders vor. Anders vorgestellt hatte ich mir den aber auch: Denn meistens zeigte mein Tacho irgendwas zwischen 30 und 40 km/h an. Nicht, das ich was gegen Bolzerei hätte, aber ein bisschen mehr Mountainbikefeeling hätte der Veranstaltung schon gut getan. Mir ist jedenfalls kein einziger Trail in Erinnerung und Berge (von was kommt der Name „Mountainbike“ gerade noch mal?) waren auch weit und breit keine zu sehen.
Bolzen was das Zeug hält.
Nur Forstautobahnen, ein paar Wiesenstücke und ein paar Hügelchen. Laut Veranstalter liegt das an den Biosphärengebieten im Umkreis. Trotzdem dürfte die Strecke ruhig ein bisschen mehr technischen Anspruch haben. Dann gab es auch noch Streckenposten, die scheinbar Mittagsschlaf hielten. Kurz vor einer Ortsdurchfahrt ging es eigentlich links ab, nur das uns der Ordner mal kurz geradeaus fahren lies. Das Resultat: gute 5 Extra-Minuten und ein aufkommendes Motivationsloch, das noch schwerer zu stopfen war als die Lücken, die wieder enstanden waren. Wie sich später herausstellte, war der Ordner aber nicht der einzige, der Fahrer in die falsche Richtung wies. Das Führungsquad verfuhr sich, nahm eine Abkürzung, und die Gruppe um Andreas Kugler verschaffte sich so einen „Vorsprung“. Ob ich mich später nochmal verfahren habe, weiß ich nicht so genau. Jedenfalls hatte ich am Ende 121,5 KM auf der Uhr, statt der ausgewiesenen 108 KM. Und Höhenmeter waren es auch 1900 statt 1500. Aber nicht nur deswegen sind wir uns nicht sicher, ob diese Veranstaltung nochmal in unseren Rennkalender auftauchen wird. Bilder werden folgen.

Jens Frank, Gesamt 75, AK 21, 04:41:10.0
Jörg Schrod, DNF

Montag, 14. September 2009

Radeln für den guten Zweck


Letzten Samstag habe ich meine Trainingsausfahrt mit einem guten Zweck verbunden. Denn die „Hilfe für Krebskranke Kinder Frankfurt e.v.“ veranstaltete zum dritten mal den Charity Ride rauf zum Feldberg. So versammelten sich ab halb zehn ca. 100 Radler bei perfektem Wetter an der U-Bahn Station Hohemark. Gegen 10.15 ging es dann per Rennrad oder MTB rauf zum Feldberg Plateau. Insgesamt über 7000 Euro brachte die Veranstaltung ein. Nächstes Jahr wird es wieder einen Charity Ride geben. Hoffentlich dann mit noch mehr Teilnehmern. Jens Frank

Montag, 31. August 2009

Redpulse Rheingau Marathon 2009

Rennen oder Training – es ist Samstag, die Uhr zeigt gerade 06.15 und irgendwie fehlt mir ein wenig die Motivation zu beidem. Aber ok – bevor ich mich zum geschätzten tausendsten mal den Feldberg rauf und runter quäle, düse ich lieber nach Aulhausen, zum Redpulse Rheingau Marathon. Im Nachhinein genau die richtige Entscheidung. Zum einen wegen der Strecke: sehr schön mit netten flowigen Trailabschnitten und tollen Rheinblicken ging es kreuz und quer über 70 Kilometer und 1850 Höhenmeter durch den Rheingau. Zum anderen wegen der chilligen Atmosphäre im Start- / Zielbereich. Wie schon die Eppsteiner eine Woche zuvor schafften es auch die Aulhausener, einen Event auf die Beine zu stellen, der einfach nur Spaß macht. Und zu guter Letzt auch wegen des Ergebnisses: zum zweiten Mal innerhalb einer Woche konnte ich eine Topten-Platzierung in meiner Altersklasse einfahren – und das diesmal trotz des wesentlich größeren und besser besetzten Teilnehmerfelds. Fazit: Rennen sind das bessere Training. Und meine Form kommt langsam aber sicher wieder zurück.



Jörg Schrod 3:12 Platz 35 von 305 gesamt / Platz 9 AK

Dienstag, 25. August 2009

Da geht’s rund: Die Taunustrails 2009.

Direkt vor der Haustür, aber nicht nur deshalb immer einen Start wert: Die Taunustrails in Eppstein. Ganz besonders auch in diesem Jahr – und das obwohl Baumaßnahmen am Eppsteiner Bahnhof ein neues Rennkonzept nötig machten. Ausgedacht hatten sich die Organisatoren ein Rundenrennen für Einzelstarter, Zweier- und Dreierteams – ein Konzept das voll aufging. Denn die Strecke war mit 90 Kilometern und 2880 Höhenmetern anspruchsvoller als jemals zuvor. Unmengen flowiger Trails, knifflige Wurzelpassagen und schnelle Schotterstücke sorgten außerdem dafür, dass es wirklich in keiner Sekunde des Rennens langweilig wurde – auch in der letzten von insgesamt 6 Runden nicht. Der äußere Rahmen hat also gepasst, selbst das Wetter spielte mit – außergewöhnlich in diesem Jahr. Auch gepasst hat mein Ergebnis – mit dem 6 Platz in der Altersklasse kann ich gut leben, mit dem 12 Platz im Gesamtklassement erst recht.





Jörg Schrod 5:08 Platz 12 gesamt / Platz 6 AK

Montag, 24. August 2009

Endorfin Carbon. Black Beauty mit Mängeln.

Als reines Trainingsgerät gekauft, ist mir der schwarze Renner mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Matt schimmert die Faserstruktur unter dem Lack, an manchen Stellen wirkt er wie abgegriffen. Eine ganz eigene Optik also. Mir gefällt das. Gefallen hat mir auch die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern von Endorfin, die nicht nur unzählige Fragen beantworten mussten, sondern auch den Aufbau für mich übernahmen. Prima. Wie der Fahreindruck: das Endorfin Carbon ist schnell. Sehr schnell. Dabei läßt es sich präzise steuern, von Nervosität im Lenkkopfbereich ist auch bei schnellen Richtungswechseln wenig zu spüren. Genügend steif 8cih bin aber auch nicht der Schwerste) ist er also. Und der Komfort? Um es klar zu sagen – ein bequemes Sofa ist das Endorfin nicht. Aber wirklich bretthart ist es auch nicht. Gerade die Gabel dämpft einige Schläge weg, auch Kopfsteinpflaster ist kein großes Problem. Soviel zum Lob.
Jetzt die Kritik und gleich ein ganz dickes Minus: in meiner Größe „S“ lässt sich nicht jedes Ritzelpaket fahren, da der Hinterbau in der Kombination mit manchen Laufrädern zu schmal ausfällt. Mit meinen Fulcrum Racing 1 brauche ich schon eine kleine Unterlegscheibe, die die Ausfallenden minimal weiter auseianderdrücken, um noch 12 – 25 fahren zu können. Ohne diese Unterlegscheibe würde die Kette am Rahmen kratzen. Hier ist also Vorsicht angesagt. Zweites Manko: Die Lackqualität. Schon nach zwei Fahrten sah man erste Scheuerstellen – ausgelöst durch die eng am Rahmen verlegten Schalt- und Bremszüge. Besser gleich vorbeugen also.



Fazit: Ein schneller Renner für alles: Bergsprints, lange Touren und schnelle Abfahrten. Großes Manko: In den kleinen Größen eingeschränkte Auswahl durch den zu schmalen Hinterbau. Im Prinzip ein echtes KO-Kriterium – zumindest für alle Fahrer, die Größe "S" brauchen.

Donnerstag, 20. August 2009

Ischgl IronBike 2009. Ischgl on the rocks.

Alles zittert. Auf den Armen Gänsehaut, auf den Beinen auch. Rhythmisches Zähneklappern. Mir ist kalt. Eiskalt. Die Hände krampfen um den Lenker, Bremsen fällt mir schwer. Kurz / kurz auf 2700 m über NN bei knapp 5°C und strömendem Regen. Keine gute Idee. Aber selbst schuld. Hätte ich die Windjacke doch nur ordentlicher in die Trikot-Tasche gestopft. Jetzt ist sie weg. Und ich friere wie noch nie in meinem Leben. Dabei hatte alles so gut angefangen: Bei nur leicht bedecktem Himmel und angenehmen Temperaturen erwischte ich wider Erwarten einen fast perfekten Start ins Rennen.



Raus aus Ischgl, rauf nach Galtür und ins Jamtal, der letzte Anstieg des ersten Streckenteils und ich bin noch immer in der ersten Verfolgergruppe. Ich überlege gerade, ob ich die Gruppe noch bis zur Streckenteilung mittlere / große Runde halten kann, schalte aufs große Blatt und falle fast vom Rad. Kettenklemmer. Mist. Runter vom Rad, Kette zwischen kleinsten Ritzel und Ausfallende rausfriemeln, rauf aufs Rad. Zu spät, die Gruppe ist weg. Alleine im Wind habe ich keine Chance, wieder nach vorne zu fahren. Ich nehme Tempo raus und lasse mich von der nächsten Gruppe schlucken in der Hoffnung gemeinsam mit den anderen wieder nach vorne zu fahren. Umsonst. Keiner will Tempo machen, alle schonen sich für den Anstieg zur Idalp. Auch gut. Ein bisschen Kraft zu sparen schadet auch mit sicher nicht. Schnell rauschen wir durch Ischgl, dann knallen wir in den Anstieg zur Idalp. Die Geschwindigkeit sinkt abrupt. Doch ich fühle mich gut, der Anstieg saugt viel weniger Kraft aus den Beinen als erwartet. Zum ersten Mal spiele ich mit dem Gedanken doch die große Runde zu fahren. Dann die Idalpe. Hier stehen Swantje und meine Eltern und feuern mich an. Das pusht und ich beschließe durchzufahren.





Also weiter rauf. Vellilscharte, den Abzweig zur mittleren Runde lasse ich links liegen, Idjoch, Greitspitz. Kurz zwickt es in der Schulter, Nachwehen der TAC. Der Himmel ist zugezogen, ich überlege kurz, die Windjacke anzuziehen, will bergab aber meine Begleiter nicht verlieren. Also keine Windjacke, sondern hinterher. Zuerst auf zwei super Trails, dann rasend schnell auf Schotter. Unten angekommen hat sich die Wolkendecke leicht gelichtet, ein paar Sonnenstrahlen brechen durch und es ist wieder warm. Leicht bergauf bis Samnaun, in die Sonnenstrahlen mischt sich erster Niesel. Nicht tragisch, außerdem wird es mir jetzt sicher nicht kalt – schließlich geht es jetzt erst mal ziemlich lang bergauf. Die erste Rampe und plötzlich meldet sich die Schulter wieder. Heftiger diesmal. Es wird aber sofort wieder flacher und der Schmerz lässt nach. Bis zur nächsten Rampe. Die ist länger und ich kann urplötzlich nicht mehr am Lenker ziehen. Das zwickt nicht mehr, das schmerzt stechend. Ich muss runter vom Rad, schieben. Sobald es flacher wird fahre ich wieder aber immer öfter zwingt mich die Schulter vom Rad. Noch 300 Höhenmeter, noch 150. Aus Nieseln wird Regen, noch 100 Höhenmeter und aus Regen wird Starkregen. Über dem Zeblasjoch türmen sich schwarze Wolken. Ich bin durch und durch nass und die Temperaturen sinken spürbar aber solange es bergauf geht kein Problem. Dann endlich der Gipfel. Ich halte kurz, greife in die Trikottasche und da wo die Windjacke sein sollte ist – nix. Bis nach Ischgl sind es 1400 Höhenmeter. Bergab. Klatschnass. Super. Ich rolle los und
schlagartig wird aus warm kalt. Eiskalt. Die Abfahrt entwickelt sich zum Höllentripp.
Nach einer gefühlten Ewigkeit mit einigen Aufwärmstopps endlich Ischgl. Bachdurchfahrt, Tunneldurchfahrt. Zieldurchfahrt. Ab unter die Dusche. Warm. Endlich wieder.



Jörg Schrod, 5 Stunden 43 Minuten, Platz 14 AK.

Freitag, 31. Juli 2009

Über die Alpen. Die Bike Transalp Challenge 2009

Tag 0. Von Franfurt nach Mittenwald.

Freitag, 17.07.2009. Frankfurt. Es geht los. Das wahrscheinlich immer noch kleinste Teammobil aller knapp 1200 Transalpteilnehmer ist wieder unterwegs. An Bord sind Jens, Swantje, unsere Betreuerin, Motivatorin, Kofferschlepperin und Fahrerin des Teamcars und ich, Jörg. Es geht nach Mittenwald – dem Startort der diesjährigen Jeantex Bike Transalp powered by Nissan. Immerhin sind wir keine Newbies mehr und wissen was uns erwartet – und wie man so geschickt packt, dass selbst Jensos Kaffeemaschine noch ein Plätzchen findet – über den 30 Kilo-Eimer Isopulver, den er außerdem noch im Gepäck hat hüllen wir an dieser Stelle besser den Mantel des Schweigens...
In Mittenwald angekommen, checken wir schnell im Rennbüro ein, holen unsere Roadbooks und die Taschen ab und schon sind wir im Hotel. Noch scheint die Sonne aber es ist drückend heiß und die ersten Gewitter kündigen sich an. Dennoch bin ich optimistisch, dass es für morgen wettermäßig nicht ganz so schlimm kommt wie vorhergesagt. Mal sehen. Schnell präparieren wir die Bikes und gehen Essen. Nudeln. Klar. Beim Essen dieersten Schauer, beim Eis zum Nachtisch scheint aber schon wieder die Sonne. Zurück im Hotel harte Verhandlungen mit der Hotelwirtin über die Frühstückszeit. Sie scheitern – unfreundlich weigert sie sich, das Frühstück vor 7.00 anzubieten. Leicht ärgerlich verschwinde ich im Bett...






Etappe 1. Von Mittenwald nach Reith.

Samstag, 18.07.2009 Mittenwald. 4.00 Uhr. Prasselnder Regen hat mich geweckt. Außerdem ist es im Zimmer saukalt. Mist. Der Wetterumschwung hat uns doch voll erwischt. Mit der Aussicht auf eine nasse Startetappe verkrieche ich mich wieder unter den Kissen. 6.30 Uhr. Aufstehen. Es regnet immer noch. Die Wolken hängen tief am Berg. es ist noch kälter geworden. Ich würde am liebsten weiterpennen, aber es hilft ja nix. Also raus. Zum Frühstück. Wider Erwarten ist das Frühstück fertig und die Wirtin freundlich. Sie hat sogar Mülltüten für mich. Skeptischer Blick nach draußen: es regnet stärker. Jens schnappt sich auch noch ein paar Mülltüten, dann machen wir uns fertig zum Start. Ich trage 4 Lagen am Körper, darüber kurze Regenhose und Regenjacke. Die Füße stecken gut verpackt in Mülltüten, die bleiben also garantiert trocken. Perfekt. Scheiß auf den Regen. Relativ gut gelaunt rollen wir runter zum Start – und wundern uns: Der Startblock ist komplett leer. Cool. Endlich stehen wir mal ganz vorne. Denkste. Denn die Etappe ist abgesagt: abgesagt wegen ein paar Zentimetern Schnee?
Schneefall ab 1400 m über NN machen den Start für den Veranstalter zu riskant.
Bitte? Eine Etappe des härtesten Rennens über die Alpen wird Wir können es kaum glauben, sind ärgerlich denn wir wären gerne gefahren. Andererseits: am Start stehen tatsächlich Biker in kurzen Trikots und kurzen Hosen, drüber nur eine leichte Regenjacke. Für diese Biker ist an einen Start nicht zu denken – klar also, dass der Veranstalter auf sie Rücksicht genommen hat. Gut ist: wir haben heute keine Zeit auf die Führungsteams verloren. Gut ist auch: wir müssen nicht auf Busse warten, sondern können sofort nach Reith im Alpbachtal aufbrechen, wo es morgen weitergehen soll. Schnell sind wir in Reith und besetzen sofort die Hotel-Ergometer.
Eine Stunde strampeln damit die Beine locker bleiben. Draußen regnet es weiter, die Schneefallgrenze sinkt weiter ins Tal. Gerade als wir uns fragen, ob der Start morgen überhaupt stattfinden wird, die erlösende Nachricht: es wird gestartet. Allerdings wird die Route geändert und die Strecke verkürzt. Aufgrund des Neuschnees wird das Geiseljoch gestrichen. Schade. Aber immerhin: es geht morgen endlich los.




Etappe 2. Von Reith nach Mayrhofen.

Sonntag, 19.07.2009 Reith im Alpbachtal. Später als üblich klingelt der Wecker. Kein Problem – wegen der Etappenkürzung wurde der Start nach hinten geschoben. Der Blick nach draußen verrät: es hat endlich aufgehört zu regnen. Puh. Ich schalte das TV ein und zappe mich durch die Panoramabilder. Auf 1600m über NN hat es schon + 5°C. Schnee liegt zwar, aber die Wege kann man erkennen. Kurz ärgere ich mich noch mal über den Wegfall des Geiseljochs doch dann setzt sich die Freude darüber durch, dass es endlich losgeht. Ich fühle mich gut und hoffe, dass es Jens ähnlich geht.
Beim Frühstück treffen wir wieder auf viele andere Teams und auch Uli Stanciu, der Erfinder der TAC sitzt am Nebentisch. Ein Müsli (Bäh, das Bircher war sauer) und 3 Brötchen später sitzen wir auf den Bikes. Es ist nach wie vor empfindlich kalt aber die Sonne scheint schon durch die Wolken. Kurzes Warmfahren, dann reihen wir uns in den Startblock ein. Und schlagartig ist es wieder soweit: Aus den Boxen dröhnt zum ersten Mal für dieses Jahr der Transalp-Klassiker „Highway to hell“, der Startschuss fällt und das Feld setzt sich in Bewegung. Wir kommen gut weg, fahren ziemlich weit vorne in den ersten Berg. Schnell erreichen wir den Kerschbaumer Sattel, den ersten Gipfel des Tages und stürzen uns in die Abfahrt. Dann der nächste und letzte Anstieg zum Loassattel. Ich finde sofort meinen Rhythmus doch Jens hat plötzlich Probleme. Ich sehe ihm an, dass er sich schwer tut, dass er kämpft. „Was ist los?“ „Bekomme keine Luft mehr“. Merde. Mittlerweile ist es auch schon richtig warm – das macht es nicht leichter. Langsam arbeiten wir uns Meter für Meter nach oben. Nuckingfutz – Pierre und Steffen aus Frankfurt – kommen vorbei, quatschen kurz mit uns und schon sind sie weg. Schließlich erreichen auch wir den Gipfel. Jens ist total ausgepumpt und zum ersten Mal freuen wir uns über die Streckenkürzung. Heute offensichtlich eine glückliche Entscheidung für uns. Die Abfahrt ins neue Etappenziel Schwaz ist einfach und zunächst sauschnell doch die letzten welligen Kilometer ins Ziel sind noch mal richtig zäh. Jens muss noch mal richtig beißen, dann taucht endlich der Zielbogen auf.
Geschafft. Eigentlich. Doch wir müssen noch bis Mayrhofen – ins ursprünglich geplante Etappenziel. Viele Teams nehmen den Zug oder lassen sich abholen. Wir dagegen entscheiden uns locker auszufahren und können so zum ersten Mal bei einem Rennen auch wirklich die Landschaft genießen. Nach 30 Kilometern rollen wir in Mayrhofen ein und werden positiv überrascht: obwohl es hier um nix mehr geht, sind viele Zuschauer am Ziel und die Atmosphäre ist super. Super sind auch das Eis und die Bratwurst kurz später. Darauf packen wir noch eine Flädlesuppe und einen riesigen Nudelteller und schon liegen wir wieder im Bett.








Etappe 3. Von Mayrhofen nach Brixen.

Montag, 20.07.2009 Mayrhofen. Heute wartet das Pfitscherjoch auf uns. Insgesamt nur knapp über 2100 Höhenmeter. Eigentlich also eine Flachetappe. Jens fühlt sich besser, wir sind guter Dinge, heute ein paar Plätze gutzumachen. Warmfahren müssen wir heute nicht – direkt nach dem Start geht es in den Berg. Dumm ist, dass wir relativ weit hinten im Startblock stehen und so kommt es wie es kommen muss: Stau direkt nach dem Start. Langsam schlängeln wir uns durch die Massen vor uns, machen dennoch Platz um Platz gut bis die Straße rauf zum Schlegeisspeicher endlich breiter wird und wir richtig Gas geben können. Relativ schnell kommen wir jetzt weiter nach vorne – und werden kurz nach der ersten Verpflegung hinterm Stausee jäh gestoppt: der erste Trail dieser Transalp und alles schiebt. Wir reihen uns ein und stoßen und zerren unsere Bikes nach oben. Ein paar Wanderer kommen uns entgegen, feuern uns an. Mir tun sie leid – bis sie nach unten können wird es wohl noch ein Weilchen dauern. Dann endlich wieder ein Schotterweg – die letzten Höhenmeter zum Gipfel kann man fahren. Rechts und links des Wegs liegt Schnee, der Himmel ist tiefblau. Alpenkitsch pur.
Jippee.
Wir ziehen uns die Windjacken über und runter geht’s. 64 schnelle Kilometer nach Brixen. Zuerst Schotter, dann Teer. Ich werde schneller und schneller, schaue kurz auf den Tacho und sehe eine 9 vorne. Bloß schnell wieder nach vorne schauen. Und bloß keine Bodenwelle oder ein Schlagloch übersehen. Es wird wieder flacher und jetzt zahlt sich unser Rennradtraining voll aus. Perfekt wechseln wir uns in der Führung ab und rasen gegen den Wind gen Brixen. Noch zehn Kilometer, dann noch fünf. Runter vom Teer, rein in einen Trail. Superschön zu fahren, dann ein paar technische Stellen mit engen Kehren und ein paar wurzeldurchsetzten Stufen. Wir meistern sie souverän – im Gegensatz zu ein paar Italienern direkt vor uns. Links liegt einer in den Büschen, der Rest der Gruppe schiebt. Gut für uns, wieder ein paar Plätze gut gemacht. Noch zwei Kilometer, noch einer, dann sind wir da.
Swantje versorgt uns sofort mit Getränken und mich (ich habe ein ganz eigenes zur unbedingten Nachahmung empfohlenes Afterrace-Ernährungskonzept) zusätzlich mit Brezeln und einer leckeren luftgetrockneten Salami. Nuckingfutz kommt ins Ziel, wir unterhalten uns kurz, dann setzen wir uns erst mal in ein Straßencafe und genießen, dass es so gut gelaufen ist für uns. Ob die anderen Gäste es auch genießen können ist nicht ganz sicher – die Strapazen des Tages riecht man uns an. Also schnell ab ins Hotel. Zuerst werden die Bikes geduscht, dann duschen wir uns selbst. Es folgt ein beherzter Sprung in den Pool. Pool? Ja. Whirlpool auch. Denn im Gegensatz zu gestern residieren wir heute wie die Könige. 4**** mit einer traumhaften Aussicht über Brixen – was will man mehr? Unsere bestellten Nudeln und Pizzen vielleicht. Doch der Service des Restaurants in dem wir eingekehrt sind, ist überlastet. Zu viele Biker geben zu viele Bestellungen auf. Als das Essen da ist, ist es auch ratzfatz wieder weg. Der Hunger war riesig. Das Eis zum Dessert lassen wir ausfallen, stattdessen nehmen wir einen Espresso. Schließlich sind wir in Italien, da gehört sich das so. Zurück im Hotel falle ich satt und zufrieden ins Bett. Die Augen fallen mir schon zu als mir einfällt, dass ich gar nicht weiß wie schnell ich heute war. Also schnell noch mal den Tacho checken: 98,4 km/h. Wow. Zufrieden schlafe ich ein.





Etappe 4. Von Brixen nach St. Christina.

Dienstag, 21.07.2009 Brixen. Die Königsetappe. 3665 Höhenmeter und 83,52 Kilometer warten auf uns. Außerdem ist es wieder sehr warm – schon beim Start zeigt das Thermometer 22°C. Immerhin: einige Nonnen unter den Zuschauern leisten geistlichen Beistand – es dürfte also eigentlich heute nix schief gehen. Laut und krachend dröhnt plötzlich „Highway to hell“ aus den Boxen, ich frage mich kurz, was die Nonnen wohl jetzt denken und schon geht es los. Zuerst flach und schnell aus Brixen raus und – zack – rein in den ersten Stau. Das komplette Feld muss über eine schmale Brücke. Wir stellen uns brav an, dann kommt der komplette letzte Startblock vorbei, drängelt sich vor. Jens nimmt es locker aber ich könnte kotzen. Denn alle die sich jetzt vordrängeln, werden uns beim nächsten Anstieg im Weg stehen und ordentlich Zeit kosten. 5 Minuten später setzt sich der Tross endlich wieder in Bewegung.
Meine Befürchtungen bewahrheiten sich – anfangs ist der Weg so schmal, dass man kaum überholen kann. Ich koche, beruhige mich aber damit, dass es noch weit ist bis ins Ziel. Vielleicht gar nicht so schlecht, ein paar Körner zu sparen. Endlich wird der Weg breiter, es geht rauf zum Würzjoch. Erste Gruppen bilden sich, Jens und ich arbeiten uns wieder langsam nach vorne. An einer der supersteilen Rampen überholen wir Pierre und Steffen. Pierre sieht nicht so gut aus, die beiden sind aber trotzdem gut drauf. Dann die letzten Kilometer rauf zum Joch. Teer. Wir machen noch mal ordentlich Dampf und weitere Plätze gut. Schnell runter nach St. Magdalena und schon geht es rein in den Anstieg zur Schlüterhütte und dem Kreuzkofeljoch – mit über 2300m dem Dach der diesjährigen Transalp. Die Sonne brennt mittlerweile unerbittlich vom Himmel, gut dass wir unsere Flaschen an der letzten Verpflegung kurz vorher noch mal bis zum Anschlag gefüllt haben. Doch der Anstieg zieht sich, der Schweiß rinnt in Strömen, brennt in den Augen. Jeder Luftzug tut gut, doch ab und zu können wir sogar die traumhafte Landschaft um uns herum genießen. Dann der Gipfel. Und direkt ein ziemlich anspruchsvoller Trail. Wir kommen gut durch, donnern dann auf Schotter runter nach Campill und schon geht es wieder rauf. Griff zur Flasche: Ups, eine ist leer, die andere nur noch halb voll. Bis zur nächsten Verpflegung sind es noch 20 Kilometer. Ich beginne mir gerade Sorgen zu machen, da steht auch schon ein Helfer mit einem Wasserschlauch am Rand. Kurz stoppen, Flaschen auffüllen und weiter. Es geht nach Covara, mitten durch die Dolomiten. Die Strecke kenne ich – ich war im Winter zum Snowboarden hier. Wir fahren am Mittagstal vorbei, unzählige Wanderer picknicken am Wegesrand. Pause? Leider nicht für uns. Wir müssen weiter, rauf zum Grödnerjoch. Erst auf Trail, dann auf der Passstraße. Am Gipfel kommt kurz Giro-Feeling auf, dann sind wir auch schon wieder auf dem Weg nach unten. Ich überhole ein paar Autos, dann biegen wir von der Straße ab. Grober Schotter macht die Abfahrt schwierig, dann ein sausteiler Schotterweg runter nach Wolkenstein, kurz auf die Straße und schon sind wir im Ziel in St. Christina. Cool, wieder ist es gut gelaufen für uns. Wir schießen noch ein paar Zielfotos, Jens twittert erste Ergebnisse in die WWW-Welt und ich stürze mich auf die Zielverpflegung. Es gibt Panini mit Käse und Salami. Lecker. Swantje erklärt uns ganz nebenbei wo unsere Pension liegt – ziemlich weit oben im Ort. Schluck. Wir schieben ein Stückchen, dann wird mir das zu langweilig, die letzten Meter zur Pension Elisabeth werden wieder gefahren. Geht doch. Oben empfängt uns ein freundlicher Wirt. Er zeigt uns den Bikewash-Platz, erklärt uns dann das Abend-Menü: Knödel, Putenbraten und Apfelküchlein zum Dessert. Wir fragen nach Nudeln, klar geht auch. Perfekt. Ruck zuck putzen wir die Bikes und uns. Jens will sich bis zum Abendessen ausruhen, ich gehe mit Swantje noch mal in den Ort, genießen die Atmosphäre und kaufen endlich ein Transalp Challenge-Fähnchen fürs Auto. Am Talausgang hängen dunkle Wolken, ein Gewitter kündigt sich an. Als wir uns auf den Rückweg machen fängt es an zu regnen. Herrlich. Zurück in der Pension bringe ich kurz das Fähnchen am Auto an, dann sitzen wir auch schon am Tisch. Die Spaghetti sind super, der Rest auch. Im Nebenzimmer laufen die Nachrichten auf Rai Uno. Zuerst ein Bericht zur Tour de France, dann einer zur TAC. Wahnsinn. In Deutschland undenkbar – Mountainbiking in der Tageschau. Kurz erfreuen wir uns an unserem Heldenstatus bei den anderen Pensionsgästen, dann liegen wir schon wieder zeitig im Bett.







Etappe 5. Von St. Christina nach Sarnthein.

Mittwoch, 22.07.2009 St. Christina. Früh bin ich wach. Blick aus dem Fenster – über dem Langkofel geht gerade die Sonne auf. Da ich nicht mehr einschlafen kann, beschließe ich die Zeit bis zum Frühstück für die Bikepflege zu nutzen. Die Kette muss noch geölt werden, außerdem will ich noch die Bremsbeläge checken. Der Werkzeugkoffer ist im Auto, wo ist der Autoschlüssel? Ich suche und suche und finde – nichts. Plötzlich fällt es mir ein. Das Fähnchen! Um es im Fenster einzuklemmen, habe ich die Zündung gebraucht, der Schlüssel steckt noch. Mist. Die Batterie. Wie ein Blitz sause ich nach unten, vorbei am verdutzen Wirt und stürze in die Tiefgarage. Der Schlüssel steckt. Die Batterie ist –stotter, stotter, stotter – leer. Mein Puls saust auf 180, schnell wieder zum Wirt. Ich bete, dass er ein Überbrückungskabel hat. Hat er. Puh. Aber leider wenig Zeit, er muss das Frühstück vorbereiten. Aber er verspricht mir, sich darum zu kümmern, sobald Jens, ich und die beiden anderen Teams das Hotel Richtung Start verlassen haben. Ok. Erst mal beruhigen und frühstücken. Das Frühstück ist wie das Abendessen: Perfekt. Richtig entspannen kann ich mich aber nicht – das Auto. Also frühstücken wir schneller als sonst und gemeinsam mit dem Wirt schaffen wir es das Auto wieder zum Laufen zu bringen. Uff. Schnell packen wir unsere Sachen ins Teammobil und sausen runter zum Start. Trotz (oder wegen?) des Missgeschicks sind wir ausnahmsweise wirklich früh dran und reihen uns ganz weit vorne in Block B ein. Gut, denn direkt nach dem Start geht es auf einer schmalen Passstraße auf den Monte Pana und wer da im Stau steht verliert viel Zeit. Highway to hell und los. Wir lassen es ruhiger angehen als gestern, denn wir wissen was noch kommt: erst der kurze aber knackige Anstieg auf die Seiser Alm, dann der längste Anstieg in der Transalpgeschichte – knapp1700 Höhenmeter am Stück sind es bis zum Gasteiger Sattel. Dennoch sind wir schnell oben auf der Seiseralm. Busse spucken Heerscharen von Wanderern aus, verdutzt schauen sie uns nach. Wir surfen durch die ersten Trails des Tages, dann geht es rasend schnell wieder bergab. teils auf Schotter, teils auf Asphalt rasen wir nach Waidbrück. Auf der Straße halten uns Autos auf, überholen ist mir aber zu riskant – zuviel Gegenverkehr. Im Tal angekommen merke ich wie heiß es auch heute wieder ist. Die Luft steht. Prima Aussichten für den Hammeranstieg hoch zum Gasteiger Sattel. Aber trotz der Hitze erhöhen wir das Tempo und holen Team um Team ein. Am Rand stehen zum Glück vereinzelt Anwohner und versorgen uns und die anderen Fahrer mit Wasser. Endlich erreichen wir die Verpflegungsstation und tanken kurz auf: Iso, ein paar Scheiben Melone, weiter geht’s. Doch irgendwie hat uns die kurze Pause den Rhythmus genommen, wir fahren längst nicht mehr so flüssig bergauf wie zuvor und büßen wieder ein paar Plätze ein.
Jetzt bloß nicht hektisch werden, einfach ruhig weiterfahren.
400 Höhenmeter später sind wir oben, eine kurze Abfahrt, dann die letzte Bergwertung des heutigen Tages. Noch mal knapp 300 Höhenmeter, dann eins der absoluten Highlights des ganzen Rennes: 20 Kilometer Abfahrt am Stück – das meiste davon auf teilweise technischen, verblockten Singletrails. Wir kommen gut nach unten, dann eine Bachdurchfahrt, ich bin zu langsam und gehe fast baden – gefilmt werde ich dabei natürlich auch noch – prima. Mit nassen Füßen – die Abkühlung tut gut – rasen wir weiter gen Tal und ein paar Wurzeltrails später sind wir fast da. Noch mal ein sehr steiles technisches Schotterstück bergab und dann noch kurz durch die Wiese in den Ort. Rechts, links, Zieldurchfahrt.

Sarnthein. Jippee. Viele Höhenmeter, viele schwierige Trails, kein Platten, kein Sturz. Wir sind zufrieden. Zielverpflegung. Wie immer nimmt Jens einen vorbildlichen Shake, ich widme mich einer nicht ganz so vorbildlichen aber dafür leckeren Salami samt Brezel. Kurz darauf schnallen wir die Räder aufs Dach unseres wieder flotten Teammobils und Swantje kutschiert uns in unser Hotel im Nachbarort. Wir putzen die Bikes, dann lassen wir den Tag auf der Terrasse des Hotels ruhig ausklingen.









Etappe 6. Von Sarnthein nach Kaltern.

Donnerstag, 22.07.2009 Sarnthein. Es ist heiß. Als ich morgens nach dem Frühstück mein Bike aus der Hotelgarage schiebe hat es schon 23°C. Egal, auf die heutige Etappe freue ich mich ganz besonders. Denn auf dem Programm stehen wieder jede Menge super Trails, einige davon wollte ich eh schon immer mal fahren. Die am Kreuzjoch und am Stoana Mandln zum Beispiel.
Aber der Reihe nach: zum Warmfahren ging es ohne ein einzigen flachen Meter direkt rauf zum Kreuzjoch. Wieder 1400 Höhenmeter am Stück. Großteils relativ entspannt auf Asphalt und Schotter aber immer wieder auch auf echt schön und flowig zu fahrenden Trails. Jens und ich liegen gut im Rennen, kurbeln schnell und flüssig bergauf zum Joch. Der Trail verändert seinen Charakter, wird teilweise technisch und steil. So steil, dass man stellenweise schieben muss. Dann die Stoana Mandln – eine Ansammlung unzähliger Steinmännchen auf einem kleinen Gipfelplateau. Ca. 150 sollen es sein, es sieht irgendwie außerirdisch aus. Wäre ich nicht als Racer hier würde ich sicher meinen eigenen Mandl bauen – geht aber nicht. Stattdessen rasen wir einen welligen Wiesentrail bergab. Man muss höllisch aufpassen, dass man nicht abhebt oder an den Grassoden rechts und links der ausgefahrenen Fahrspur hängen bleibt. Knapp 1700 Höhenmeter geht es nach unten. Hauptsächlich auf ruppigen Trails. Irgendwann wieder ein kurzes Stück Asphalt, dann wieder Trail. Noch ruppiger diesmal.
Jens verliert Flasche samt Flaschenhalter, die Schrauben haben sich losgerüttelt.
Glück im Unglück: die letzte Verpflegung liegt nur knapp hinter uns, ich habe noch zwei volle Flaschen, Jens noch eine. Dann Vilpian, wir sind im Tal. Erholung gibt es aber keine, es geht gleich wieder steil bergauf zum Eppaner Höhenweg. Die Hitze wird langsam unerträglich, unsere Trinkvorräte werden knapp. Doch es reicht, die Verpflegungsstelle kommt in Sicht. Auftanken, weiter. Auf Schotter, dann ein Trail. Trail? Ein steiler Wanderpfad geht senkrecht nach oben. Riesige Stufen erschweren den Aufstieg zusätzlich. Schieben ist nicht drin. Wir wuchten, zerren und stemmen die Bikes nach oben, das hat mächtig Körner gekostet. Und auch ziemlich viel Flüssigkeit. Schon wieder gehen unsere Trinkvorräte zur Neige, der Verlust der Flasche droht uns zum Verhängnis zu werden. Noch über 20 heiße Kilometer sind es bis ins Ziel.
Kurz rauf, kurz runter, im ständigen Wechsel zwischen Auf und Ab erreichen wir schließlich den Eppaner Höhenweg. Mittlerweile hat Jens gar nix mehr in der Flasche, ich habe noch eine halb volle. Zum Glück geht es jetzt fast nur noch bergab. Wir erreichen den Mendelpass, zwei Kehren später biegen wir ab in den Mendelsteig: ein super Trail, den wir schon aus dem letzten Jahr kennen. Teilweise steil aber immer mit sehr viel Flow fahrbar, windet er sich nach unten. Dann öffnet sich der Wald, vor uns liegt der Kalterer See. Schlagartig wird mir bewusst, wie viel Durst ich habe. Wir teilen uns die letzten Tropfen aus der Flasche und rauschen durch die Weinfelder nach unten. Ein letzter giftiger Anstieg nach Kaltern und wir sind – mittlerweile total ausgetrocknet – da. Swantje versorgt uns sofort mit Getränken und wir lassen uns ein wenig feiern. Im letzten Jahr hatte Jens nach zwei harten Stürzen hier seinen Tiefpunkt, nix ging mehr. Heute sind wir deutlich besser unterwegs und auch deutlich besser drauf. Was nicht mehr drauf ist, sind die Bremsbeläge bei Jens. Er gibt sein Bike zum Service bei Magura ab. Die Wartezeit überbrücken wir wie es sich für ein echtes Spitzenteam gehört: bei einem Megaeisbecher in der Eisdiele nebenan. 45 Minuten später ist das Bike fertig und wir erholt. Swantje bringt uns in unser Hotel am Berg, Jens betreibt Bikepflege, Swantje und ich springen kurz in den Pool. Dann Abendessen und ab ins Bett. Morgen wollen wir früh dran sein.







Etappe 7. Von Kaltern nach Andalo.

Freitag, 23.07.2009 Kaltern. Die letzte harte Etappe dieser Transalp. Wieder über 3000 Höhenmeter, dazu der brutal steile Schlussanstieg rauf nach Andalo. Stanciu verkauft den Anstieg zum Graunerjoch beim Start als „gemütlich“ – wir wissen es aus dem letzen Jahr besser und beschließen, nicht zu schnell anzugehen. Aber die Beine sind gut, unser Rhythmus stimmt und wie fast jeden Tag sind wir bergauf gut unterwegs. 1400 Höhenmeter in sengender Hitze später sind wir am Joch, es folgt ein flowiger Trail, dann wieder eine der rasend schnell zu bewältigenden Teerabfahrten. Kurz vor Vervo steckt ein Bike in der Leitplanke, der Fahrer sitzt benommen daneben. Es sind schon genug Helfer da, für uns geht das Rennen weiter. Wir knallen in einen kurzen Gegenanstieg, dann geht es runter ins Val die Non. Die Temperaturen erinnern mittlerweile an die Tropen, die Hitze flimmert über dem Asphalt. Zum Glück werden die Apfelplantagen bewässert und ab und zu erhaschen wir mal eine paar der kühlen Spritzer. Aber trotz der Hitze – unser Tempo passt.
Über Campodenno geht es nach Spormaggiore, wir verpflegen uns kurz, dann beginnt der Schlussanstieg nach Andalo. Teilweise auf grobem Schotter geht es steil nach oben. Die Rampen haben über 30%, die steilsten Stellen sind gnädigerweise asphaltiert. Viele schieben schon, wir fahren alles durch. Dann die letzte wirklich steile Rampe. Jens fällt die Kette runter und muss vom Rad. Mich hat der Ehrgeiz gepackt und ich will unbedingt im Sattel bleiben und so ziehe ich durch bis oben. Ich warte kurz auf Jens, dann nehmen wir die nächsten, jetzt wieder flacheren Abschnitte nach Andalo in Angriff. Eine kurze Abfahrt, dann der letzte Kilometer. Sportplatz, Eishalle, Ziel. Swantje jubelt uns zu – sonst kaum einer. Wie im letzten Jahr bleiben in Andalo die Biker unter sich, Zuschauer aus dem Ort gibt es so gut wie keine. Schade.
Zielverpflegung. Jens: Shake. Ich: Brezel und Salami. Alles ist gut, nur noch eine Etappe, wir liegen gut im Rennen und sind uns sicher zu finishen und einige Plätze im Vergleich zum letzten Jahr gut zu machen. Bestens gelaunt machen wir uns auf den Weg ins Hotel. Ich fahre voraus, versuche einen Tisch in der Pizzeria vom letzten Jahr zu reservieren. Vergeblich. Die Angestellten können weder Englisch noch Deutsch und Italienisch scheint auch nicht ihre Stärke zu sein, denn auch die Übersetzungsversuche eines einheimischen Mitbikers scheitern am Unverständnis der Servicekräfte. Egal, wir werden schon ein Plätzchen zum Essen finden. Aber bis zum Abendessen ist noch Zeit, wir verschwinden erst mal im Hotel. Dusche, dann Tour de France. Der Fernseher ist selten dämlich angebracht, ich drehe mich im Bett und
– krack –
verrenke mir die Schulter.
Ein kurzer stechender Schmerz, es wird aber sofort besser. Als Cavendish Thor Hushovd ein weiteres Mal im Sprint abhängt, habe ich es schon wieder vergessen. Wir warten noch bis das Gelbe Trikot das Ziel erreicht, dann gehe ich mit Swantje ein Eis essen. Eine halbe Stunde später (der Service in der Eisdiele ist in Etwa so gut organisiert und sprachgewandt wie der in der Pizzeria) bummeln wir noch kurz in den Ort und dann noch mal in den Zielbereich. Ich schieße ein paar Fotos, dann ruft sich die Schulter plötzlich wieder in Erinnerung. Ein stechender Schmerz, es wird sekündlich schlimmer. Ich will zurück ins Hotel, doch ich komme die Treppe zur Straße nicht mehr hoch. Der Schmerz wird unerträglich, Swantje schleppt mich zurück in den Zielbereich. Notarzt. Der gibt sein bestes, stellt eine Blockade fest, kann sie aber nicht lösen.
Schmerzmittel. Schnell. Ich werfe mit ein Voltaren rein aber besser wird es nicht. Langsam schleiche ich mich zurück ins Hotel. Das Finishertrikot ist schlagartig in weite Ferne gerückt – so kann ich morgen unmöglich an den Start gehen. Ausgeschieden während ich Tour de France schauend auf dem Bett lag. Super. Im Hotel telefoniere ich erst mal mit Jens. Der kann es kaum glauben, dann setzt er mir die Elektroden seiner Masseuse an. Das Teil hat auch ein Therapieprogramm. Ich lasse es durchlaufen. Dann noch mal und noch mal und noch mal. Ich bilde mir ein, dass es hilft. Sicherheitshalber haue ich mir eine zusätzliche Ibuprofen 800 rein und lasse das Programm ein weiteres Mal durchlaufen. Swantje erkämpft mir in der total überlasteten Chaospizzeria zwischenzeitlich eine Pizza Diavola und ich bete, dass es morgen besser ist. Die Pizza kommt. dann schleppe ich mich ins Bad. Zähne putzen geht nur mit links, den rechten Arm kann ich nicht bewegen. Scheiße. Ich telefoniere kurz mit Jens, wie verabreden uns trotz allem wie gewohnt zum Frühstück. Licht aus.







Etappe 8. Von Andalo nach Riva.

Samstag, 24.07.2009 Andalo. 6. 20 Uhr, der Wecker klingelt. Wach bin ich schon seit knapp einer halben Stunde, die Schmerzen in der Schulter haben mich geweckt. Aber es ist besser als gestern und ich beschließe, auf alle Fälle zu starten. Sicherheitshalber frühstücke ich erst mal eine weitere Ibuprofen. Kurz darauf sitzen wir im Frühstücksraum des Hotels. Das Scherzmittel wirkt, ich kann den rechten Arm wieder heben und unsere Stimmung bessert sich.
Wir beschließen, uns früh in den Startblock zu stellen, um dem obligatorischen Stau am ersten Anstieg zu entgehen. Denn ich glaube zwar, dass ich fahren kann – vorm Schieben aber habe ich Schiss. Eine Stunde später ist es soweit: wir reihen uns ein letztes Mal im Startblock ein. Um uns herum lauter fröhliche, entspannte Gesichter – jeder freut sich auf Riva. Ich nehme noch eine weitere Ibuprofen – sicher ist sicher – und schon wird der Countdown zu letzten Etappe eingeläutet. „Highway to hell“, der Startschuss und wir sind auf der Strecke. Schon nach ein paar Metern merke ich: trotz der Schulter geht heute noch was: wir sind ziemlich schnell unterwegs, machen schon am ersten Anstieg einige Plätze gut. Kurz runter nach Molveno, dann beginnt der Schlussanstieg rauf zum Passo San Giovanni. Jetzt zahlt sich unsere Taktik aus – so weit vorne schiebt hier keiner, ich kann fahren und muss nicht vom Rad. Perfekt. Die Schmerzen sind zwar da, aber erträglich. Jens ist auch gut drauf und so machen wir weiter Platz um Platz gut. Dann eine Schranke, wir müssen kurz vom Rad, heben das Bike drüber „Aua“ und weiter geht’s. Jens ist direkt hinter mir.
Zwei Kehren weiter erreichen wir die Skistation, ich drehe mich nach Jens um – weg. Nicht mehr zu sehen. Ich bleibe stehen, warte. Dann frage ich vorbeifahrende Biker, ob sie ihn gesehen haben. Kopfschütteln. Langsam mache ich mir Sorgen, denke an den ersten Tag und Jensos Probleme, Luft zu bekommen. Dann kommen Steffen und Pierre vorbei. Steffen ruft mir zu, dass Jens weiter unten steht – Kettenklemmer. Kettenklemmer? Oder Kettenriss? Ich beschließe zurückzufahren, rase nach unten, entdecke endlich Jens. Er schiebt. Ich frage was los ist. Als Antwort zeigt er mir sein Pedal. Er hat es in der Hand, es ist gebrochen. Außerdem ist die Kette verbogen, so was habe ich noch nie gesehen. Scheiße. Wir legen die Kette von Hand auf das mittlere Blatt (das kleine funktioniert gar nicht mehr) und Jens versucht wieder zu fahren. Solange es halbwegs flach ist, geht das sogar. Langsam, aber es geht. Sobald es steiler wird, droht die Kette zu reißen. Dazu findet er natürlich auch keinen Halt auf der Pedalachse. Also schieben wir. Team um Team zieht an uns vorbei, unsere Frustration weicht aber langsam aber sicher Galgenhumor. Denn eins ist klar: wir werden die Etappe und das Rennen beenden – egal wie.
Eine Ewigkeit später erreichen wir den Passo San Giovanni und können es endlich mal wieder rollen lassen. Dann der Einstieg in den Monte Gazza-Trail. Ich fahre auf ein paar andere Teilnehmer auf. Die sind langsam. Zu langsam. Mein Vorderrad bleibt an einem Stein hängen, das Hinterrad kommt hoch. Um nicht unkontrolliert zu stürzen, springe ich sicherheitshalber über den Lenker ab. Weich lande ich in den Büschen am Weg. Was macht meine Schulter? Tut weh. Wo ist meine Brille? Ist da. Wo ist mein Handy? Ist weg. Aus der Trikottasche gefallen. Eine kurze Suchaktion bleibt erfolglos, Scheiß drauf. Weiter. Jens muss sowieso laufen, ich versuche zu fahren. Aber inmitten vieler Schiebenden ist das sinnlos – ich muss dauernd wieder vom Rad und finde so keinen Rhythmus für den Trail. Also laufe ich das meiste auch. Irgendwann folgt eine kurze Teerpassage, dann wieder ein Trail. Der Trail ist fast frei, ich kann endlich wieder fahren. Auf einer Straße spuckt er mich aus, ich warte auf Jens und gemeinsam rollen wir langsam weiter. Verpflegungsstation, kurz füllen wir die Flaschen auf, legen die Kette an Jensos Rad aufs große Blatt und los geht’s: erst auf Beton steil bergab, dann mehr oder weniger flach durch die Marrocce und endlose Obstplantagen nach Riva. Wir fahren schnell, den drohenden Kettenriss aber immer im Hinterkopf. An flachen Gegenanstiegen schiebe ich Jens damit er nicht unnötig viel Druck auf die Kette ausüben muss, die steileren schiebt er kurz hoch. Wir erreichen Arco, dann fahren wir in Riva ein, donnern durch einen letzten Kreisverkehr, kurz rechts, Swantje steht am Rand, jubelt, und schon sind wir im Ziel. Als Finisher. Wir haben es geschafft: 7 Etappen, über 600 Kilometer, knapp 20.000 Höhenmeter. Und allen Hindernissen zum Trotz. Yeah.










Das komplette Fotoalbum aller Etappen gibt's hier:

TransalpChallenge-2009
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