Donnerstag, 26. März 2009

Training in der Sonne. Teil II.

Nach Jörg's Trainingslager im Süden, ging es für Jens eine Woche später nach Alcudia.
Hier ein paar Eindrücke.

Anreise, 1. Tag
12. März

Die Anreise ist früh, sehr früh, worüber ich mich im ersten Moment bei der Buchung gefreut habe. So lässt sich nämlich noch die ganze Pracht des Tages nutzen, um das zu tun, wozu man schließlich seinen Urlaub gebucht hat: Training. Doch der Reihe nach.



2 Stunden vor Abflug am Check-In sein, bedeudet für mich 05.00 Uhr. Yep. Und weil ich nicht in Stress und Hektik verfallen will, bin ich auch pünktlich. Aber offensichtlich nicht der einzige der so früh gen Süden reist. Mit meinen 2,5 Gepäckstücken am Counter, fragt mich die reizende Dame, wie lange ich denn in Urlaub fahren wolle. Erm? Wie? 10 Tage, sag‘ ich - wobei sie das ja auch selbst auf dem Ticket hätte sehen können. Aber scheinbar schien die Frage ohnehin nur rein rhetorischer Natur zu sein. „Da müssen Sie leider Übergepäck bezahlen“. „Warum?“, frag ich nett aber unverständnisvoll zurück. „Weil 20 kg erlaubt sind, Sie aber 35 kg haben.“ Oha. Was Radklamotten und ein paar Riegel so ausmachen können. Um 120 Euro erleichtert gings dann pünktlich um 07.00 Uhr Richtung Palma.

In Palma angekommen, lief der Transfer ohne Umwege zum Hotel über die Bühne. Für den ersten Tag hatte ich mir auch schon eine passende Route rausgesucht: Alcudia_prolog. Treffender hätte ein GPS Track gar nicht heißen können. 80 KM, 400 HM. Eine Route die durchs Landesinnere über Can Picafort, San Juan und das liebliche Dorf Sineu zurück nach Alcudia führen sollte. Das einzige was mir noch fehlte war – das Rad. Blöd nur, das mein Fahrradverleih, Luxcom, von 10.30 bis 15.00 Siesta macht. So stand ich um 11.15 vor verschlossenen Türen. Da ist man nun extra früh angereist um so doch noch den halben Tag zu verschenken. Nun gut. Als es dann soweit war, ging es um die Frage, wie man sich jetzt hier anzieht. 16-18 Grad, Sonne. Die meisten die ich gesehen habe, waren irgendwie kurz/kurz oder mit Armlingen unterwegs. Da ich ja ohnehin nur „mal eben ums Eck“ wollte und kein Weichei bin, bin ich also auch kurz/kurz los. Da war’s aber schon 15.30 Uhr.

Die Strecke selbst war sehr schön. Leider war ich so mit frieren beschäftigt, das ich mich kaum auf die Landschaft hab’ konzentrieren können. Und so wurden dann auch aus „2h lockeres Einrollen im G1“, was mein Plan vorsah, zähe 3h durch gefühltes Sibirien. Wie sehr man doch den Wind unterschätzen kann. Unnötig zu erwähnen, das ich weder Windjacke, Weste oder ähnlich schützendes Material dabei hatte. Erst eine halbstündige heiße Dusche konnte mich annähernd wieder auf normale Körpertemperatur zurückbringen. Das Abendessen war futsch. Hunger hat ich aber ohnehin keinen. Nur Schlafen wollte ich.

2. Tag
13. März

Noch etwas geschlaucht vom gestrigen Tag, und der Erfahrung reicher sich nicht zu luftig zu kleiden, stieg ich mit Knielingen und meinem winddichten Langarm, aber auf Kurzarm umbaubaren Trikot aufs Rad. Ach ja, ein Schuhcover hatte ich vorsichtshalber auch mal an. Da ich aber heute bereits gegen 12.00 wieder Richtung Landesinnere unterwegs war, konnte ich schon nach 10 Minuten die Ärmel abmachen und nach 30 Minuten die Beinlinge ins Trikot stecken. Immerhin: frieren war heute nicht angesagt. Mein Weg führte mich über knapp 100 KM, und 730 HM, wieder über Can Picafort bis zur Ostküste nach Cala Millor, über Arta zurück nach Alcudia. Die Beine waren immer noch nicht richtig angekommen, aber im Vergleich zu gestern ganz passabel. Das Abendessen musste ich auch nicht verpassen und konnte so das erstemal das Buffet des Hauses testen. Für *** mehr als in Ordnung.

3. Tag
14. März

Nachdem es gestern noch etwas „frisch“ war, schien mir heute der erste wirklich warme Tag zu werden. Möglich aber auch, dass der Wind einfach nicht so stark blies. Jedenfalls war das Wetter verbunden mit der anstehenden Tour ¡fantástico!. Die Tour war entnommen aus der Roadbike und nannte sich dort „Typisch Mallorca“. Wieder ging es ins Landesinnere bis nach Manacor, zurück über Petra, Sineu, Llubi und Muro. Die viel beschriebenen schönen Dörfchen Sineu und Petra empfand ich allerdings auch immer als große Möglichkeit mich zu verfahren. Einzig meinem Edge hab ich es zu verdanken, nicht länger als nötig in verwinkelten Gäßchen auf und ab zu rollern.
Der konnte mir allerdings, schon in Alcudia angekommen, auch nicht mehr helfen mein Hotel zu finden. So hab‘ ich eine geschlagene Stunde dem KB Bereich zu etwas mehr Volumen verholfen. Und die Gegend um Port d’Alcudia etwas bessere kennengelernt. Nach einer Massage mit meinem EMS und dem Gang ans Buffet war ich tatsächlich pünktlich um 18.15 zur Sportschau wieder auf dem Zimmer. Fenin hatte leider wieder nur den Pfosten getroffen und die Eintracht leider nur 1:1 gespielt. Ein fast perfekter Tag.

4. Tag
15. März

Der bislang längste Tag sollte es werden, nicht nur nach meinem Trainingsplan, auf dem Stand: 6 Std. wellig.
Und tatsächlich, es sollte richtig wellig werden. Nicht nur wegen der „Wellblechstraße“, von der es im übrigen auf Mallorca jede Menge gibt. Die erste Welle die mir entgegenschlug, war die „Entfernung zum Kurs“ den mir mein Garmin anzeigte bevor ich überhaupt das erstemal richtig in die Pedale getreten hatte. Da Stand was von 1220 KM. Mein ausgesuchter Kurs, Alcudia_Cafiguera, knappe 160 KM lang und mit 1050 HM gespickt, sollte aber direkt in Alcudia losgehen und nicht in… Frankfurt. Da hat wohl jemand einen falschen Kurs abgespeichert. So musste ich mir schnell einen neuen Kurs suchen. Der da hieß „Sant Salvador“. Ähnliche Distanz, nur knappe 500 HM mehr waren zu kurbeln. Nun gut, das sollte machbar sein. So gings los, wie immer die letzten Tage. Flach, sonnig und recht windig. Bis die Strecke einen Abbieger machte wo es keine Abbiegung gab. Nach einer halben Stunde Umweg und Zurechtfinderei mit „zweimal in die falsche Richtung fahren“ war ich irgendwann wieder auf Kurs. Auf Kurs Richtung Sant Salvador. Der Anstieg passte zwar eigentlich nicht in meinen Plan, und man hätte hier auch einfach geradeaus weiter fahren können, aber den höchsten Anstieg in der Region wollte ich nicht verpassen und mein Coach möge es mir verzeihen. So gings einen sehr schönen Anstieg rauf und nach kurzem Ausblick vom Gipfel wieder runter. Wo ich wieder feststellen musste, was für ein lausiger Abfahrer ich bin. Laut Karte war jetzt erstmal das „schlimmste“ geschafft und der Rückweg nur noch Formsache. Doch weit gefehlt. Das Inferno sollte noch kommen.



Es kam auf einer Abfahrt. Wieder eine dieser Wellblechstraßen. Immer leicht hüglig, die Sicht auf den nahenden Sonnenuntergang gerichtet, der sich langsam aber sicher abzeichnet, macht diese lange, einsame Straße plötzlich einen 90° Knick. Allerdings nur auf dem Display. Und tatsächlich. Da geht ein kleiner Feldweg ab. Etwas staubig mit ein paar kleineren Steinen, man könnte sagen eine art Feldweg, aber fürs erste mit dem Rennrad fahrbar. Und der wird sich sicherlich nicht ewig strecken. Wie man sich irren kann. Aus dem anfangs noch leicht fahrbaren Weg, wird ein Trail, der mich stark an den berüchtigten Altkönig Trail in der Heimat erinnert. Das Fahrrad muss geschultert werden. Und neben meinem Schnitt ist meine Laune jetzt gehöhrig im Keller. So im Keller, das ich meinen Freund Jörg, der mir diese Route auch besorgt hat, auf‘m Handy anrufe und ihn frage, welcher Vollhorst diese Route zusammengeklickt hat und das derjenige sich warm anziehen soll, falls ich ihn mal treffe. Zum Glück war nur die Mailbox dran. Exakt 30 Minuten später ist der Marsch durch die Steppe geschafft. Es geht abwärts. Endlich. Die Fahrt dem Sonnenuntergang entgegen lässt das vorangegangene Desaster wieder etwas vergessen. Über Can Picafort geht’s dann die letzten Meter wieder zurück nach Alcudia. Die Uhr zeigt 7 Stunden. Eine halbe davon war allerdings komplett überflüssig.

Anmerkung: der von Jörg unten verlinkte Track "Sant Salvador" stimmt exakt und schickt Rennradler auch nicht auf wüste Trails. Versprochen.



5. Tag
16. März

Ruhetag. Der erste von zweien. Ausschlafen bis 10.00 Uhr, kleines Frühstück im Hotel um dann anschließend am Strand ausgiebig die Süddeutsche bei zwei Cafe con Leche zu lesen. Life is good. Mittagessen, was ja sonst ausfällt, bzw. aus maximal einem Powerbar Riegel besteht, gab’s heute beim lokalen Italiener. Salat und Spaghetti Tonno.

Gegen späten Mittag stieg ich dann für eine knappe Stunde aufs Rad und betrachtete mir mal die Küste nach Pollenca. Sehr windig. Also schnell wieder zurück ins Hotel. Ist auch schon 18.00 Uhr. Buffet ist eröffnet und der Laden zum bersten voll. Ich muss sogar Schlange am Buffet stehen. Morgen geh ich erst wieder nach der Tagesschau hin.

Tag 6
17.März

Der erste Tag in den Bergen steht an. Ursprünglich waren mal so klangvolle Namen wie „Sa Calobra“, der „Puig Major“ oder „Col de Soller“ geplant zu fahren. Da aber ein Erdrutsch einer der Straßen dorthin unbefahrbar macht, bzw. das ganze in einer Sackgasse endet, bleibt mir nichts anderes übrig, als ein paar andere Hügel auszuwählen. Namentlich Orient und Kloster Lluc, wobei ich letzteres nicht gesehen habe, sondern nur die hier berüchtigte Tankstelle kurz davor.

Die Anfahrt ins Tramuntana Gebirge von Alcudia aus, über Muro, ist eine der schönsten Strecken, die mir bisher auf Mallorca unter die Reifen gekommen sind. Knappe 2 Stunden lockere Anfahrt durch schönste Landschaft und quasi nicht befahrene Straßen, bzw. Wege. Die Straße hinauf zum Orient kam mir recht kurzweilig vor. Die meisten machen oben wohl eine obligatorische Kaffeepause. Ich bin gleich weiter. Um kurze Zeit später hoch zur berüchtigten Tankstelle zu fahren. Da hab ich dann allerdings mal eine Pause eingelegt um Flaschen zu füllen und irgendein hausgemachtest Plunderstückchen zu essen. Die anschließende Abfahrt nach Pollenca ist ziemlich lang und ebenso schön. Wieder im Hotel werden erstmal die Füße hochgelegt und die Tagesschau abgewartet bis es zum Buffet geht. Dort sind auch wieder die Jungs vom Rothaus Team. Ich vermute mal U-21 Fahrer, oder noch jünger. Jedenfalls scheint ihnen der Spaß am Trainingslager so langsam vergangen zu sein, was folgender Dialog zwischen zweien erahnen lässt: „Ich hab morgen Geburtstag, Mann. Ich darf mir was wünschen. Ich wünsch mir Regen. Den ganzen Tag.“ Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung.

Tag 7
18.März

So langsam war ich mit meinem Kartenlatein am Ende. Alle Routen ins Gebirge gingen über die gesperrte Straße. Dabei musste ich heute „Grundlage in den Bergen“ fahren. Und hatte aber noch keine Ahnung wie ich im Grundlagentempo und 2fach Übersetzung die Berge hochkommen soll. Da ich an der Etappe gestern so viel Gefallen gefunden hatte, bin ich kurzerhand fast die selbe Strecke einfach nochmal gefahren. Nur eben nicht in Intervallen, sondern im „Grundlagentempo“. Was überraschenderweiße ganz gut ging. Überholt hab‘ ich in diesem Tempo zwar niemanden, wurde aber auch ebenso nicht überrollt von Rentnergruppen, die heute zuhauf unterwegs waren. Ist zwar nur Training und kein Rennen, aber das eigene Ego fährt ja schließlich auch immer mit…

Der Heimweg führte auch wieder über Pollenca zurück an der Küstenstraße nach Alcudia. Mir ist dann gottseidank noch eingefallen, das meine Gels und Riegel sich dem Ende neigten (hab nämlich meine Flaschen auch jeweils mit 2 Gels gefüllt) und legte einen Stopp beim „Bequi“ ein. Der örtliche Bikeladen. Gut sortiert und hat so alles was das Herz begehrt. Vom Gel bis hin zum High End aufgebauten Wilier. Und schönen rot/weißen Santini Socken.

Tag 8
19.März

Mein 2. Ruhetag. Das war wieder in erster Linie ausschlafen und lazy rumhängen. Die 20 Minuten KB geroller‘ hab ich mir an diesem Tag auch geschenkt. Ich bin dafür einfach eine Stunde am Strand spazieren gewesen und hab das Rad Rad sein lassen. Dabei hatte ich nichtmal ein schlechtes Gewissen. Dafür bin ich abends extra früh ins Bett, weil ich nämlich, der Zufall will es, doch noch eine Strecke ausfindig gemacht hatte, die mich an der südlichen Küste über andere Berge als Orient und Tankstelle führen sollte. Über den Col de Soller zum Beispiel. Endlich.



Tag 9
20.März

Die heutige Etappe hatte ich im Forum aufgetrieben. Der User nannte sie schlicht „Königsetappe“. 185 KM und knapp 2.500 HM waren der Plan. Allerdings machte die Strecke einen unnötigen Schlenker nach Valdemossa. Den musste ich ja nicht machen. Und so waren‘s am Ende des Tages nur 174 KM. Aber das war noch eine Weile hin.

Als erstes gings wieder flach ins Landesinnere. Im Grunde die selbe Strecke wie die Tage zuvor. Allerdings noch sehr viel weiter runter um dann über Banyalbufar langsam bergauf Richtung Deia zu fahren. Deia war das erste Hightlight. Ein wunderschönes Kleinod in den Bergen. Richtig genießen konnte ich dieses Dorf allerdings nicht, immerhin standen noch 3 Berge vor der Tür.
Die Auffahrt zum Soller war dann das zweite Highlight. Irgendwie ein bißchen mystisch. Namen verschiedener Fahrer, vorallem aber der von Colom, zierten die Serpentinen hinauf. Und so fühlt man sich irgendwie als Teil einer großen Bewegung. Wahrscheinlich alberne Radfahrer Prosa. Aber anders könnte ich es jetzt nicht beschreiben.
Der Weg rauf zum Orient war mir ja inzwischen bekannt. Und doch war er heute etwas anders. Mir war so, als wär er heute steiler, oder länger. Oder beides. Jedenfalls war ich froh als ich oben war und dreimal so froh, als ich dann sah, dass ich definitv nicht über die Tankstelle nach Hause fahr‘, sondern „nur“ noch flaches Land bis nach Alcudia zu bewältigen hatte. „Nur“ noch deswegen, weil ich den stärksten Gegenwind hatte, den man sich vorstellen kann. Die Auffahrt zur Tankstelle wäre sicherlich nicht kräfteraubender gewesen. Rückblickend muss ich aber sagen, dass es eine außergewöhnlich schöne Etappe war. Besonders die Küstenstraße war ein absolutes Erlebniss.

Tag 10
21.März

Mein letzter Tag. Jedenfalls auf dem Rad. Dafür hatte ich mir eine lange, flache Strecke rausgesucht. Knappe 170 KM bei gerade mal 1000 HM. Flach heißt: rein ins Land und über Manacor bis runter nach Santanyi und noch ein Stück weiter bis Cala Figuera. Dort sollte ein sehr schöner Hafen sein, der mir allerdings verwehrt blieb, weil ein örtlicher Markt nur per Fuß zu bewältigen war. Und der Markt war groß. So beschloß ich, unverrichteter Dinge, wieder die Rückfahrt anzutreten. Die ging über Felanitx, Petra, Sineu und schließlich Muro zurück nach Alcudia. Rechtzeitig heimgekehrt, konnte ich noch pünktlich mein Rad abgeben und einen letzten Cafe con Leche am Strand genießen. Das einzige was noch vor mir lag, waren zwei leere Koffer, die gefüllt werden wollten. Lieber wär‘ mir gewesen, was auszupacken. Aber dazu werde ich sicherlich nächstes Jahr wieder kommen.

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